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Auf einer Anhöhe 580 m über dem Meer, umgeben von Wald, Wiesen, Weingärten, mit einem Rundblick von nahezu 300°, von weither sichtbar, liegt derzeit noch in seiner ursprünglichen Form der idyllische Engelweingarten. Er gehörte einst als Weingarten zum Gut des Stainzer Augustiner Chorherrenstiftes.

 

Eine aus Italien stammende Familie Angelis war um das Jahr 1700 bereits Besitzer des Eckhauses in der Bahnhofstraße (heute Eckwirt). Ursprünglich waren die Angelis Leinenweber, sattelten jedoch um und eröffneten ein Gasthaus, den Engelwirt.

 

Johann Anton de Angelis, geb. am 19.05.1708 wurde Augustinermönch und war von 1748 bis zu seinem Tod am 28.07.1782 der letzte Probst des Augustiner Chorherrenstiftes Stainz. Drei Jahre nach seinem Tod, nämlich 1785, wurde das Stift aufgelöst und ging samt seinen Gütern in Staatsbesitz über.

 

Den zum Stift gehörenden Weingarten erwarb dann Josef Angelis im Jahr 1826 von der Staatsherrschaft Stainz. Seit dieser Zeit trägt das Weingut den Namen „Engelweingarten“. Ein eigenes Prälatenstüberl gab es lange Zeit. Drei Prälatenbilder sind auch heute noch vorhanden, sie zeigen den letzten Propst Angelis, in Öl gemalt.

 

Generationen von Stainzern und auswärtigen Gästen haben sich über die Jahrhunderte an der Landschaft, dem Blick, dem guten Wein und der Gastronomie erfreut.

 

Am 27.08.1847 führte Erzherzog Johann, der erste gewählte Bürgermeister von Stainz, seinen kaiserlichen Neffen Kaiser Ferdinand I. in den Engelweingarten, um ihm einen Musterweingarten und die Schönheit des Steirerlandes zu zeigen. Im Gefolge war auch der spätere Kaiser Franz Josef I., damals 17-jährig. Zeitzeugen berichten von ausgelassenen Tänzen mit Stainzer Mädchen in der Gastwirtschaft im Engelweingarten. Eigens für diesen Besuch wurde ein steil hochführender Hohlweg als Zufahrt geschaffen, den wir heute noch nutzen. Allerdings war die schwere Staatskarosse des Monarchen viel breitspuriger als das schlanke Steirerwagerl des Erzherzogs Johann. So blieb der ganze Hofzug im Hohlweg stecken und seine Majestät legte den Weg auf die Höhe zu Fuß zurück.

 

Vom Engelweingarten war der Kaiser entzückt. Lange Zeit weilte er auf dem Felsenvorsprung oberhalb des Hauses und genoss die herrliche Fernsicht. 

 

Im Jahre 1889 kaufte die Stainzer Sparkasse den Engelweingarten. Das alte ebenerdige Gebäude wurde mit einem weiteren Stockwerk versehen und von einer ganzen Reihe von tüchtigen Pächtern bewirtschaftet.

Die Geschichte des Engelweingartens

Als wichtigste und erfolgreichste Pächter gelten Josef Puchas und seine Ehefrau Cäcilia, die den Engelweingarten von 1913 bis 1938 betrieben. Cäcilia Puchas war die Pächterin, Josef Puchas war Landesbeamter und ausgebildeter Wein- und Rebenfachmann. Unter der Leitung des Ehepaars Puchas wurde der gesamte Weingarten regeneriert und die Wildbacherrebe auf eine amerikanische, reblausresistente Unterlage umgestellt. Viele betrachten diese Maßnahme als Rettung des Schilchers.

 

Im Jahre 1937 erfolgten größere Um- und Ausbauten am Engelweingarten.

 

Nach dem Ehepaar Puchas führten zahlreiche engagierte Pächter den Engelweingarten weiter: Juli Wolfbauer, Rosa und August Groß, Auguste Schlick, Viktor Juza und Adolf Reinbacher.

 

1971 verkaufte die Sparkasse den Engelweingarten an Johann und Anna Hösl.

Unter Johann Hösls Leitung entwickelte sich der Engelweingarten zur erstklassigen Speise-Gaststätte und einem beliebten Ausflugsziel für Feinschmecker. Ältere Mitbürger erinnern sich an gut gefüllte Busse, in denen Gäste aus allen Bundesländern hierher kamen. Sein Sohn Christian Hösl übernahm mit seiner Gattin Monika den Betrieb und knüpfte an die Tradition der exquisiten Küche an.

2019 wurde der Engelweingarten, dessen Gastronomie leider geschlossen war, der aber nach wie vor als Weingarten betrieben wird, an die Engelweingarten GmbH & Co KG, die dem Investor Günter Ganster und einem Geschäftspartner gehört, verkauft. Die Pläne für die Errichtung einer riesigen Hotelanlage mit drei großen, mehrstöckigen Gebäuden und 9 Chalets, sind erschreckend. Die von der Gemeinde neu umgewidmete Baulandfläche lässt einen Großteil des südlichen Weingartens verschwinden.

 

In sein Tagebuch machte Erzherzog Johann am 25. April 1858 den folgenden Eintrag:

 

„Frisch ging ich spazieren zu dem Weingarten der Kofler in Fochern Berg.

Es hatte in der Nacht am Rosenkogel Schnee geworfen, herrlich die Aussicht über den Deutschen Boden, welch schönes Land. Um 12 speisten wir. Doktor Unger kam von Florian herüber. Um 2 Uhr fuhren wir vom schönen Stainz weg.“

 

Dies war sein letzter Tag in Stainz. Erzherzog Johann hatte ihn im Engelweingarten verbracht.

 

Viele von uns haben ebenfalls wunderbare Erinnerungen an Aufenthalte im und am Engelweingarten, an Spaziergänge zu diesem wunderschönen Ort mit der herrlichen Aussicht, an Besuche im Gasthof, vom Kaffee über das Glaserl Wein, der gemütlichen Jause bis zu feinen kulinarischen Genüssen, kleinen und großen Familienfeiern und rauschenden Festen.

 

Die Investoren wollen die Öffentlichkeit aus dem Chaletdorf im Engelweingarten verbannen.

 

Wir sind aktiv geworden, damit das publik wird und wir gemeinsam den Verantwortlichen klar machen: der Engelweingarten muss allen gehören dürfen und muss das bleiben, was ihn ausmacht: ein Weingarten!

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